Unser Wintergast Ende Januar: Ulrike Krumbiegel, eine überaus erfolgreiche Theater- und Filmschauspielerin. Dem TV-Publikum ist sie aus der ARD-Serie "Bloch" als Partnerin an der Seite des mittlerweile verstorbenen Dieter Pfaff bekannt.
Ulrike Krumbiegel stand bereits als Teenager auf den Bühnen der damaligen DDR. Bremen-Zwei-Moderator Alexander Brauer erzählte sie, warum sie sich damals als "hässliches Entlein" empfand.
"Wie sähe ein perfekter Wintertag aus?", wollte Moderator Alexander Brauer zu Beginn des Gespräches wissen. "Auf jeden Fall draußen, auf der Skipiste. Ich fahre jetzt auch bald in den Skiurlaub. Im Theater geht man immer in diese dunkle Kiste. Im Sommer ist es schade, weil man die Sonne nicht sieht, im Winter ist es frühmorgens dunkel, und wenn man nach Hause geht, ist es schon wieder dunkel...", so Krumbiegel.
Wäre ein Tag vor dem Fernseher auch ein perfekter Tag? Äh, ich habe keinen..."
Ulrike Krumbiegel war Bremen Zwei "Wintergast":
Als "Eiskunstläuferin" nach Bremen, [3:10]
Das TV-Gerät hat Krumbiegel abgeschafft, nachdem sie sich "dabei ertappte", abends nach der Arbeit vor dem Gerät zu versacken und sogar Verkaufskanäle anzuschauen. Nur im Hotel schaue sie ab und zu mal fern. Filme, in denen sie mitspielt, steuert sie dann in den Mediatheken der Sender an.
Auf der Bühne stand Ulrike Krumbiegel schon als Teenager. 1976 hörte sie im damaligen DDR-Radio einen Aufruf "Schauspieler gesucht". Die junge Ulrike meldete sich und formulierte in ihrem Tagebuch schon sehr klare Vorstellungen, welche Rollen sie spielen wollte.
War auch ein bisschen größenwahnsinnig damals...
Deutsches Theater stand schon im Tagebuch. Das war Ulrike Krumbiegel später allerdings derart peinlich, dass sie es verbrannte. Die ersten Schritte auf der Schauspielschule waren hart. "Erst musste man zum Ernteeinsatz, dann hatte man ein Grundlagen-Seminar, man konnte auch wegen minderer Begabung geext werden. Daran denkt man später nicht mehr".
"Fühlte mich damals wie ein hässliches Entlein...", [0:26]
Ulrike Krumbiegel
Heute gehört die Berlinerin zu den renommiertesten Charakterdarstellerinnen Deutschlands. Für ihre TV-Rollen wurde sie mit dem Deutschen Fernsehpreis und der Goldenen Kamera ausgezeichnet. Jetzt ist sie im Kino zu sehen – als eine vom Leben verbitterte Ärztin, die sich ihren Kindheitstraum erfüllt.
Porträt Ulrike Krumbiegel, [3:33]
Und das ausgerechnet auf Schlittschuhen! Als Annebärbel Buschhaus (Ulrike Krumbiegel) von ihrem Mann verlassen wird, bricht für die Ärztin eine Welt zusammen. Gegen den Willen ihrer dominanten Mutter wagt sie einen Neuanfang auf dem Eis. Diesen Traum hatte sie sich als Kind von ihrer Mutter ausreden lassen. Der Kinofilm "Die Anfängerin" zeigt Ulrike Krumbiegel wieder einmal in einer Hauptrolle und mit waghalsigen Eislaufmanövern, die ohne Double gedreht wurden.
Die Ärztin Annebärbel ist nicht sympathisch... Kotzbrocken, fällt mir dazu ein. – Moderator Alexander Brauer
"Ja, es ist für die Arbeit auch nicht so einfach, bei so einer unsympathischen Schauspielerin zu bleiben. Man möchte ja vom Publikum gern gehabt werden. Es ist ja auch keine reine Komödie, es ist eine Mischform zwischen Drama und Komödie." Krumbiegel übernahm die Rolle übrigens erst vier Wochen vor Beginn der Dreharbeiten, was eine ziemlich große Herausforderung für die Schauspielerin bedeutete. "Die Figur Annebärbel Buschhaus hatte ja zum Glück nicht ganz so viel Text."
Zurückgreifen konnte sie bei "Die Anfängerin" auf ihre eigenen sportlichen Erfahrungen in der Kindheit: Denn im Ost-Berlin der Sechziger Jahre war sie selbst mit großer Begeisterung auf den Eisflächen unterwegs. Den Traum von der Eisprinzessin verfolgte sie aber nur halbherzig – größer ist die Begeisterung für das Theater. Mit 15 Jahren spielt Ulrike Krumbiegel in der Laienspielgruppe der Berliner Volksbühne. Nach der Ausbildung an der renommierten Ernst-Busch-Schule schafft die zierliche Künstlerin zu DDR-Zeiten scheinbar mühelos den Sprung ins Filmgeschäft und auf die Bühne.
Ulrike Krumbiegel durfte zur dieser Zeit, noch vor der Maueröffnung, mit ihrem Ensemble auch in westliche Staaten reisen. Frankreich, Griechenland und sogar Duisburg im Ruhrgebiet. Von dort aus fuhr sie per Mitfahrgelegenheit in ihrer freien Zeit nach Bayern, um sich München anzuschauen. "Meine Tante hatte mir 100 Mark geschenkt und das musste ich dann in Nürnberg in eine Bahnfahrkarte investieren, weil der Wagen liegenblieb. Das wirklich bitter".
Moderator Alexander Brauer wollte wissen, ob sie bei ihrem Trip nach München nicht vom Staatssicherheitsdienst (Stasi) der DDR kontrolliert wurde. "Mich da vom Ruhrgebiet nach München und zurück zu verfolgen, das wäre jetzt ein großer Aufwand gewesen. Ich hatte ein Kind zu Hause, was ich ja nie mitnehmen konnte, das war sicherlich das großte Pfand, was man haben konnte." Dennoch hätte die Stasi auch ihre Briefe geöffnet. Später fand sie auch Einträge in ihrer Akte über Besuche einer Freundin, die zuvor in den Westen ausgewandert war.
Wintergast Ulrike Krumbiegel im Bremer Theater. Ihre große Leidenschaft ist der Eiskunstlauf. Dies konnte sie nun auch im aktuellen Film ausleben.
15 Jahre lang ist die heute 56-Jährige Ensemblemitglied am Deutschen Theater in Berlin und glänzt in Inszenierungen von Star-Regisseuren wie Frank Castorf oder Thomas Langhoff. Als ein neuer Intendant ihren Vertrag nicht verlängert, wechselt Krumbiegel wieder vor die Kamera. Dem TV-Publikum ist sie zum Beispiel als Partnerin an der Seite des mittlerweile verstorbenen Dieter Pfaff in der ARD-Serie "Bloch" bekannt. Im vergangenen Jahr brillierte sie auch im "Polizeiruf 110" – als verzweifelte Mutter, die ihren wegen Mordes verdächtigten Sohn verteidigt.
"Ihre Tochter beschwerte sich vor ein paar Jahren, dass Sie immer nur Frauen gespielt haben, deren Kindern was zustößt", so Moderator Alexander Brauer. "Ja – und ich sollte das jetzt doch mal beenden", so Krumbiegel. "Ist wahrscheinlich schon ein bisschen komisch, wenn man als Mutter andere Leute umbringt oder am Grab trauert und das eigene Kind sieht es dann...". Krumbiegel ist daher auch froh, mittlerweile auch völlig andere Figuren zu spielen. "Mich reizt es, mit Regisseuren oder Kollegen zu arbeiten, die gute Sachen gemacht haben und die ich schätze. Es gibt aber auch Kollegen, mit denen ich nicht so gerne drehen möchte."
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 27. Januar 2018, 11:05 Uhr
Veranstaltungszeit/Sendezeit
Veranstaltungszeit:
Sa., 11 – 13 Uhr
Der Eintritt ist frei.
Sendezeit:
Sa., 11:05 – 12 Uhr
Info: Theater am Goetheplatz
Theater am Goetheplatz
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Goetheplatz 3-5
28203 Bremen
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