5. September 2018, 10:40 Uhr
Wer an Bremerhaven denkt, denkt an: den Fischereihafen, die Havenwelten und Fischbrötchen. Aber weitab von den maritim geprägten Besucherattraktionen gibt es einen Ort, an den sich selten ein Tourist verirrt: Thieles Garten im Norden der Stadt, im Stadtteil Leherheide.
Eine von vielen Skulpturen in Thieles Garten in Bremerhaven.
Eine Reportage von Catharina Spethmann:
Thieles Garten, [3:37]
Hohe Bäume und Büsche, rauschende Bäume und eine alte Litfaßsäule – mehr ist von Thieles Garten von der Straße nicht zu sehen. Aber hinter der kleinen Pforte öffnet sich eine andere, grüne Welt: ein Park mit verschlungenen Wegen. Rechts steht scheu im Unterholz ein hübscher Jüngling aus Zement. Auf seinem Körper wächst Moos. Malerisch fügt er sich ins Grün, genau wie die anderen Skulpturen in dem verwunschenen Garten.
Brigitte Grahn macht schon sehr lange Führungen durch den Garten – und kennt jede der Skulpturen. Sie ist wie Skulpturen wie Pan und der Jüngling wurden von Gustav Thiele modelliert. Er und sein Bruder Georg haben den Garten geschaffen, vor fast hundert Jahren.
Viele der Frauenskulpturen im Garten sehen Grete ähnlich.
1923 konnten sie dieses Grundstück kaufen, den ersten Teil von Thieles Garten. Und das war ein flacher Kartoffelacker. Jetzt haben wir Berge und Täler und was weiß ich noch alles. Damals war da gar nichts.
Brigitte Grahn
Die Thiele-Brüder ließen sich davon nicht entmutigen. Gustav Thiele war Geiger, und seine Freunde aus dem Orchester halfen den Brüdern, den Acker über Jahre in einen zauberhaften kleinen Park zu verwandeln: Teiche auszuheben, Berge aufzuschütten, viele Bäume zu pflanzen und exotische Pflanzen anzusiedeln, die die Thieles von ihren Reisen mitbrachten. Sogar ein maurisch inspiriertes Haus entstand.
Ein paar Schritte weiter liegt hinter einer Ecke eine Tempelruine. Schattig und etwas düster ist es hier, beinahe unheimlich, das Wasser in den beiden rechteckigen Bassins sieht fast schwarz aus. Zwei graziöse Frauen tanzen am Rand des einen Beckens, am anderen sitzt eine weitere. Sie kommen einem irgendwie vertraut vor. Eine der Frauen ist Grete Thiele, geborene Itzen, die Georg heiratete, den jüngeren der beiden Brüder. Sie war als junges Mädchen sozusagen die Nachbarin der Brüder. Viele der Frauenskulpturen im Garten sehen Grete ähnlich.
Ein Wasserspiel in Thieles Garten in Bremerhaven.
Becken, Tümpel, Teiche und Springbrunnen gibt es viele in dem Garten, der dadurch und durch die vielen Blickachsen, die einander immer wieder durchschneiden, viel größer wirkt, als er tatsächlich ist. Und was die Bronze-Figuren angeht: Die sind gar nicht aus Metall. Unter ihrer mattschimmernden Haut verbirgt sich in Wahrheit Gustav Thieles Spezialzement. "Zuerst werden die Leute fotografiert und gezeichnet. Dann wird ein Grundgerüst aus Metall gemacht. Dann, in seiner besonderen Betonmischung, werden die – naja, wie bei Ton, umschlickert. Und wenn dann alles schön ist, dann werden sie noch mit einer Farbe umhüllt, so dass es fast wie Bronze aussieht", erklärt Brigitte Grahn. Heutzutage würde man das wohl "Fake News" nennen, sagt Brigitte Grahn und lacht. Oder Illusion. An der Pforte des Parks sitzt ein alter Kauz und grinst.
Hat der alte Kauz gerade geblinzelt?
Thieles Garten als "Lieblingsort":
Lieblingsorte
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 05. September 2018, 10:40 Uhr
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