1. August 2018, 10:45 Uhr
Die grüne Flasche mit roter Aufschrift ist bekannt. Der Spruch „Aus Kornsaat gebrannt“ vielleicht auch. Es geht um den Schnaps "Doornkaat", hergestellt in Norden. 1806 wurde die Firma gegründet, sie war bald sehr bekannt. Und auch ein bekannter Dichter war dem Schnaps aus Ostfriesland offenbar zugetan und hat ihm ein Gedicht gewidmet: Wilhelm Busch.
Der Doornkaat aus Norden: Stoff für ein Gedicht
Direkt am Marktplatz der ostfriesischen Stadt Norden steht es: das Elefantenhaus, zu erkennen am goldenen Elefanten im Giebel. Heute befindet sich dort eine Apotheke. Früher war es ein Wirtshaus, sagt Autor Johann Haddinga, der sich intensiv mit der Norder Geschichte befasst hat.
In diesem Gasthof tagten im 19. Jahrhundert die Honoratioren der Stadt und daher rührt eben, dass einer dieser Honoratioren ein Verwandter von Wilhelm Busch war und der hat ihn mitgenommen in diese Kneipenrunde der Honoratioren. Das muss so ein Stammtisch gewesen sein und dort soll er den Doornkaat kennegelernt haben und aufgrund dieser Erfahrung soll er dann später das Gedicht geschrieben haben.
Wilhelm Busch: Gedicht über den Dorenkat
(...) So sammelt er denn schließlich Kräuter,
kocht, destilliert sie und so weiter,
bis eine Quintessenz zuletzt
sich aromatisch niedersetzt.
Die braucht er dann hauptsächlich innen.
Und schau! Die Schmerzen ziehn von hinnen.
Bald wird es weit im Reiche kund,
was Pieter ten Dorenkaat erfund
(...)
Und heute noch ist "Dorenkat"
für Leib- und Seelenschmerz probat.
In vielen Publikationen wird Busch mit der Stadt Norden in Verbindung gebracht. Er soll demnach sogar Verwandte hier gehabt haben. Doch es gibt Zweifel daran. Das Gedicht hat Wilhelm Busch tatsächlich geschrieben. Doch vermutlich nicht in Norden, sagt Haddinga, sondern im Urlaub auf Borkum. Busch hat dreimal auf Borkum Urlaub gemacht – 1877, 78 und 79. "Und dort muss dieses Gedicht über den Doornkaat entstanden sein und zwar unter dem Titel 'Dorenkat'."
18 Verse hat das Gedicht, die Geschichte ist frei erfunden. Es ist einer Hermine gewidmet, so schreibt es der Dichter an den Anfang. Sie war Beschließerin, also für die Wäsche zuständig, sagt Haddinga.
Diese Hermine Herboth war Beschließerin im Hotel Köhler auf Borkum und dieses Hotel war sein Speiselokal. Daraus hat er nicht nur das Gedicht auf Hermine gemacht, sondern daraus hat er die Geschichte über die Erfindung des Doornkaats gemacht.
Die Geschichtsschreiber haben es wohl nicht so genau genommen. Das wird auch an einer Zeichnung deutlich, die Busch als Warnung vor zu vielem Genuss des Rachenputzers anfertigte. Sie zeigt, wie ein Mann den Schnaps trinkt und am Ende rücklings auf dem Boden liegt. Oben drüber steht in Buschs Handschrift "Folgen des Dornkaats".
In Wahrheit steht aber oben über dieser Zeichnung "Donikat". In weiteren Veröffentlichungen ist dieses Pünktchen auf dem I immer weggefallen. "Donikat" war von Wilhelm Busch vermutlich so gemeint. So sprachen wahrscheinlich Betrunkene.
Also doch kein Wilhelm Busch in Norden? Keine feuchtfröhlichen Abende im Elefantenhaus mit dem berühmten Dichter und dem berühmten Doornkaat? Oder doch? Johann Haddinga?
Irgendwas wird dran sein an der Geschichte, dass er hier war, nur nicht so, wie es erzählt wird.
Ein Gedicht auf den Doornkaat, [3:15]
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 1. August, 10:45 Uhr.
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