22. August 2018, 10:40 Uhr
Die erste Weserbrücke ist 1002 erwähnt. Sie stand dort, wo heute die Wilhelm-Kaisen-Brücke steht. Mehr als 600 Jahre später gab es zwei weitere Brücken. Alle wurden gegen Ende des Zweiten Weltkriegs zerstört. Die heute älteste Weserbrücke datiert aus dem Jahr 1952 und ist die Bürgermeister-Smidt-Brücke, die vom Brill in die Neustadt führt. Spannend ist an dieser Brücke vor allem das, was man von außen nicht sieht.
Im Inneren der Bürgermeister-Smidt-Brücke befinden sich zwei Hohlräume.
Reportage von Maike Albrecht:
Bombenschlitten unter der Wilhelm-Kaisen-Brücke in Bremen, [3:10]
Vier Fahrspuren, zwei Straßenbahngleise: Autos, Räder, Bahnen, Busse donnern den ganzen Tag über die Bürgermeister-Smidt-Brücke in der Bremer Innenstadt. In der Mitte: Die Spitze der Teerhof-Halbinsel mit Museum und Restaurant auf der einen Seite. Auf der anderen ein dreieckiges weißes Kunstwerk des Amerikaners Sol LeWitt. Daneben führt eine Treppe hinunter Richtung Weser. Unten steht man vor einer Tür im Mittelpfeiler, dem Widerlager der Brücke. Quasi im Fundament der Brücke sitzen Mitarbeiter vom Amt für Straßen und Verkehr in etwas gealterten Büroräumen. Am Ende des Eingangsflurs sieht man eine schwere Eisentür, die wieder nach draußen, unter die Brücke führt.
Das Areal ist fast viereckig, der harte Boden ist teils mit Sand bedeckt. Über dem Kopf die Stahlbrücke. Auf der gegenüberliegenden Seite grenzt eine Mauer den Bereich ab. Rechts und links blickt man auf die tiefer liegende Weser. Davor sind alte Mauerreste zu erkennen – Reste des Teerhofes. "Um 1670 oder irgendwann stand hier mal eine alte Mühle, dann standen hier Packhäuser und dann ist 1897 vom Bremer Zigarrenkaufmann die Weserburg gebaut worden. Und was für Überreste wir nun tatsächlich hier sehen, wenn wir da herauf gucken: Das können durchaus noch Teile sein von den Gründungselementen aus dem 14. oder 15. Jahrhundert", sagt Arend Kiefer.
Kiefer ist Bezirksingenieur beim Bremer Amt für Straßen und Verkehr und für Bauwerke wie die Brücken zuständig. Er deutet nach oben. Eine eiserne Treppe führt zu einer Klappe über unseren Köpfen – und plötzlich stehen wir in der Brücke, in einem geschlossenen Hohlraum. Zwei gibt es davon in der 221 Meter langen Brücke, unter jeder Fahrbahn einen. "Jetzt sind wir im linken Hohlkasten der Bürgermeister-Smidt-Brücke. Wir sehen, wenn wir hier durchgucken, sehr viel Stahlkonstruktion."
Und man sieht ein großes Holzbrett auf Rollen, das auf Schienen steht: einen Bombenschlitten. "Der Schlitten war in Zeiten des Kalten Krieges dazu gedacht, Munition nach hinten zu bringen zu bestimmten Positionen, falls es mal zu Auseinandersetzungen kommt, um dann die Brücke wieder ins Jenseits zu befördern", erklärt Kiefer. Sprich: Steht der Feind vor der Stadt, sollten die Weserbrücken gesprengt werden. Genau das war schon einmal ihr Schicksal. Ende April 1945 zerstörten die Nationalsozialisten auch diese, die damalige Kaiserbrücke, vor den anrückenden Allierten – genau wie alle anderen Querungen über die Weser.
Die beiden Bombenschlitten in den Hohlräumen sind heute schon lange außer Betrieb. "Wir brauchen sie überhaupt nicht mehr. Ist nur ganz schön, wenn man das anderen Leuten mal zeigen kann. Ist von der Historie ganz interessant." Während über uns eine Straßenbahn wie Donner heranrollt, weht im stickigen Inneren der Brücke der Hauch des Kalten Krieges durch den engen Gang. Die Bürgermeister-Smidt-Brücke ist eben viel mehr als ihre äußere Hülle.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 22. August 2018, 10:42 Uhr.
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