"Ein Museum für Bilder und Wörter" - Die Prager Künstlerin Květa Pacovská spricht über ihr Bilderbuch "Hänsel und Gretel", Neue Zürcher Zeitung, 4. November 2009:
"In den Autorenbüchern, die ich in den letzten zwanzig Jahren gemacht habe, treten Farben, Zahlen, Buchstaben als Helden auf. Ursprünglich hat das niemand verstanden – doch dann geschah ein Wunder: Ich bekam den Deutschen Jugendliteraturpreis, und danach war alles anders. Ich mache fast keinen Unterschied zwischen Kindern und Erwachsenen. Oft unterschätzen wir diese kleinen Wesen, die uns beobachten. Kinder wissen über die Farbe und das Übersetzen von Wirklichkeit in Bilder manchmal mehr als die Erwachsenen.
Hänsel und Gretel gehört zu einer Bilderbuch-Reihe, die von klassischen Märchentexten ausgeht. Zuerst war ich skeptisch, doch inzwischen ist es für mich schön und spannend, diese berühmten Texte in eine visuelle Form zu bringen. Wenn ich die Geschichte von Hänsel und Gretel in Bilderformen umsetze, dann liefere ich damit keine Erklärung des kostbaren Texts. Ich will eine neue Ebene schaffen. Hier wirken die Gesetze der bildenden Kunst. Die Bilder können ganz selbständig zu neuen Erkenntnissen führen. Ein Buch ist wie eine Komposition. Wenn die Bilder gut sind, dann erzählen sie selbst – mit den Formen, den Farben. In der Geschichte von Hänsel und Gretel kreuzen sich das Böse und das Gute; das ist ein Kontrast, aus dem etwas Neues entstehen kann. Für mich ist der Raum wichtig. Wenn ich ein Buch konzipiere und die Bilder auf die 32 Seiten verteile, ist es, wie wenn ich ein Museum einrichten würde – ein Museum, in dem man auf die Wand schreiben kann.
Etwas Schönes zu machen, ist gar nicht so kompliziert, wie man denkt. Ich nehme Papier, Pinsel und Farben, und dann male ich meine Vorstellung von der Hexe. Ich kombiniere, zeichne, klebe, schneide – und wenn es nicht gelungen ist, klebe ich alles wieder zurück. Die Figuren sind meine Schauspieler, und sie beraten mich, wenn ich Hilfe brauche für meine Entscheidungen. Auf diesem Bild hier hört man die Stimme der Hexe, die aus dem Haus dringt, und man hört die Antwort der Kinder – wie in einer Oper."
Kveta Pacovská wurde am 28.7.1928 in Prag geboren. Dort nahm sie auch ihr Studium der Malerei an der Kunsthochschule bei Emil Fila auf und wird damit in die europäische Avantgarde eingeführt. Mit ihren eigenen Arbeiten trifft sie die ästhetische Tradition moderner Künstler wie z.B. Paul Klee, Wassily Kandinsky und Joan Miró. Die tschechische Künstlerin zeichnet, malt und kreiert Collagen, in denen sie mit der Verbindung zwischen Bild und Text experimentiert. Neben 60 Büchern hat sie in den letzten 40 Jahren über 65 Ausstellungen im In- und Ausland bestritten. 1992 erhielt sie für ihr Lebenswerk den Hans-Christian-Andersen-Preis, die höchste internationale Anerkennung im Kinder- und Jugendbuchbereich und auch die "Goldene Letter", einer der wichtigsten internationalen Preise für Buchkunst.
Jacob Grimm wurde am 4.1.1785 in Hanau geboren und starb am 20.9.1863 in Berlin. Nach einem Jurastudium wurde er Bibliothekar in Kassel, später Professor in Göttingen und Berlin.
Wilhelm Grimm wurde am 24.2.1786 in Hanau geboren und starb am 16.12.1859 in Berlin. Auch er studierte wie sein Bruder Jura und wurde Professor in Göttingen.
Gemeinsam fungierten sie als Sammler und Herausgeber der "Kinder- und Hausmärchen" sowie des "Deutschen Wörterbuchs".
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