Insekten sind wichtige Tiere in einem sehr empfindlichen Ökosystem. Jedes einzelne von ihnen hat darin seinen Platz. Um das besser zu verstehen, stellen wir Ihnen einige Insekten vor. Dieses Mal geht es um welche, die es schon sehr viel länger gibt als uns Menschen: Ur-Insekten. Kerstin Burlage hat zwei Arten davon näher kennen gelernt.
Audio: Ur-Insekten: Genügsam und unverwüstlich
Infos
Winzig klein sind sie, mit bloßem Auge kaum zu entdecken. Aber unter dem Mikroskop sehen manche von ihnen richtig niedlich aus: knallgrün und kugelrund oder auch braun-gestreift und borstig. Springschwänze sind Ur-Insekten, von denen es allein in Mitteleuropa etwa 300 verschiedene Arten gibt.
Rosa Schubert und Annette Siegert vom Naturschutzbund in Bremen haben mich in das Gewächshaus auf dem Nabu-Gelände eingeladen, um mir Springschwänze zu zeigen. Mit einer großen Lupe in der Hand inspiziert Rosa Schubert ein Häufchen Erde aus einem Blumentopf. Doch trotz Lupe und geduldigen Wühlens gelingt es uns nur ein paar Mal ganz kurz, eins der Winz-Tierchen zu entdecken: Sie verbuddeln sich wieder, kaum dass sie aufgetaucht sind. Dass dieses bisschen Blumenerde voll von ihnen ist, daran hat die Expertin trotzdem keinen Zweifel, denn es sind vermutlich die häufigsten Insekten überhaupt:
In einem Liter fruchtbaren Erdboden können bis zu 2.000 Springschwänze leben. Nur jetzt gerade wollen sie sich nicht zeigen.
Rosa Schubert
Ein vergrößertes Bild mit einem Springschwanz zeigt ein längliches Insekt mit einem kleinen Kopf und zwei langen Fühlern.
Und was man bei denen besonders gut sehen kann, ist die Furca, auch Sprunggabel genannt, die den Springschwänzen ihren Namen gegeben hat.
Rosa Schubert
Sie können sich mit diesem Fortsatz am Hinterleib blitzschnell abstoßen und mehrere Zentimeter weit hüpfen. Springschwänze leben auf Pflanzen und Bäumen, an und auf dem Wasser und sogar auf Schneeflächen. Vor allem aber sind sie Bodentiere.
Weil sie tote organische Substanz zersetzen. Deswegen sind sie im Kompost total willkommen – da leben ganz viele, die fleißig daran mitarbeiten, dass der Kompost hinterher dann wieder in den Garten zurückgeführt werden kann und das ist was, wo die Springschwänze unglaublich nützlich sind.
Rosa Schubert
Silberfischchen, ein weiteres Ur-Insekt, das seinen Namen aufgrund der schlängelnden Bewegungen des silbergrauen, stromlinienförmigen Körpers bekommen hat.
Genauso lange wie die Springfische – nämlich 300 Millionen Jahre – ist noch ein anderes Ur-Insekt auf diesem Planeten zuhause: das Silberfischchen. Es hat richtige Schuppen, die metallisch glänzen und bewegt sich schlängelnd fort wie ein Fisch. Viele Menschen sind nicht gerade begeistert, wenn sie nachts ins Bad gehen und dort schlängelt sich ein Silberfischchen über die Fliesen. Dabei sind die scheuen und nachtaktiven Tierchen eigentlich ganz praktische Mitbewohner:
Es steht auf Hausstaubmilben. Und was sie auch gerne fressen sind Schimmelpilze.
Annette Siegert
Trifft man also im Bad sehr viele Silberfischen, sollte man am besten mal prüfen, ob es irgendwo unentdeckte Schimmelstellen gibt, rät Annette Siegert. Besonders gern mögen Silberfischchen Süßes, was ihnen auch den Namen "Zuckergast" eingetragen hat. Wenn solche Delikatessen fehlen, begnügen sie sich auch mal mit Tapetenkleister – oder halten einfach Diät:
Das ist überhaupt kein Problem. 300 Tage ohne Nahrung halten die durch. Da machen die einfach gar nix und liegen nur in der Ecke rum und warten, bis wieder was anfällt.
Annette Siegert
Vielleicht ist es ja diese Genügsamkeit, durch die das Silberfischchen es – genau wie der Springschwanz – geschafft hat, vom Erdaltertum vor über 300 Millionen Jahren bis in unsere Zeit zu überleben.
Die haben schon alles Mögliche mitgemacht. Damals gab’s ja nur eine große Landmasse und drumrum war Wasser und dann hat sich alles aufgespalten in die verschiedenen Kontinente – und Gebirge haben sich gebildet und neue Ozeane – und alles haben sie überlebt!
Annette Siegert
Möglicherweise werden sie auch uns Menschen überleben. Auf jeden Fall lohnt es sich, die unverwüstlichen Ur-Insekten wertzuschätzen – vielleicht können wir ja was von ihnen lernen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 09. November 2019, 14:50 Uhr
Mehr zum Thema Insekten:
Wichtige Krabbelgruppe: Ameisen
Käfer: überall verborgen
Wildbienen – das unbekannte Wesen
Das geheime Leben der Nachtfalter
Von Mondvogel bis Blutströpfchen
Sarah Wiener: Bienenleben
Hörbuch-Tipp
Aktuelle Themen
Hier finden Sie aktuelle Themen aus unserem Programm zu ausgewählten Themen aus dem Land Bremen und dem nordwestlichen Niedersachsen, aus Deutschland und der Welt.
Kultur-Rubriken:
Ausstellungen
Buch-Tipps
CD-Tipps
Hörbücher
Kino-Tipps
Theater
Themen-Archiv
Titelsuche
Suchen Sie nach einem Titel oder Interpreten, den Sie zu einem bestimmten Zeitpunkt bei uns auf Bremen Zwei gehört haben? Mehr...
Klavierabend mit Marc-André Hamelin
Der kanadische Pianist Marc-André Hamelin wurde vom Geheimtipp zum Weltstar. Wo immer er auch auftritt, begeistert er die Besucher mit seinem Konzert. Mehr...
8. Dezember, 22:05 Uhr | Bremen Zwei
Roland Emmerich
Hollywood-Starregisseur Roland Emmerich ist Experte, wenn es darum geht, auf der Leinwand Dinge kaputt zu machen. Wir haben ihn in München getroffen, als er Anfang November neuen Film "Midway" vorgestellt hatte. Mehr...
9. Dezember, 18:05 Uhr | Bremen Zwei
Die Tagebücher des Ferdinand Benekes (Teil 2)
Hinterlassen hat Beneke eine unermessliche Fundgrube von insgesamt 5000 handschriftlichen Aufzeichnungen und weitere 7000 Seiten Akten, Briefe, Reiseberichte, Rechnungen, Zeichnungen. Mehr...
9. Dezember, 21:05 Uhr | Bremen Zwei
Beiträge nachhören
Info & Service
Suche
Bremen Zwei durchsuchen: